Je mehr Megapixel, desto besser die Bildqualität. Mit diesem populären Irrtum, von den Werbestrategen der Kamerahersteller fest in den Köpfen verankert, ist nur schwer aufzuräumen, zumal die Behauptung zunächst absolut logisch klingt: Ein Bild mit nur wenigen Bildpunkten (Pixeln) wirkt körnig, Details in Gesichtern, feine Äste und Gräser gehen unter, Schriftzüge sind nicht zu entziffern. Der Kaufratgeber von digitalkameratrends.com erklärt: Mehr Pixel, also ein feineres Raster, bedeuten eine bessere Auflösung und damit auch Detailreichtum – zumindest in der Theorie.
Glattgebügelt per Software
Allerdings scheitert die theoretisch bessere Auflösung in der Praxis daran, dass sich die vielen Pixel auf einer winzigen Fläche tummeln. Einfache Kompaktkameras besitzen Bildsensoren von 4,5 x 3,4 mm Größe. Das ist gerade mal so viel wie ein Fingernagel. Selbst Einsteigermodelle im Spiegelreflexbereich, wie etwa die Canon 100D - bekannt geworden durch ihre sehr handlichen Abmessungen - haben Sensoren im APS-C-Format (22,3 x 14,9 mm). Canon packte auf diese Fläche bereits 2013, dem Erscheinungsjahr der 100D, 18 Megapixel. Die Fläche ist aber auch zwanzig Mal so groß wie bei einer Kompaktkamera. Stattet man diese auch nur mit zehn Megapixeln aus, beeinflussen sich die dicht gedrängten Bildpunkte gegenseitig. Das sogenannte Bildrauschen, helle oder farbige Störpixel, wird zwar herausgerechnet, aber damit verschwinden auch alle Details. Die höhere Auflösung verschlechtert also die Qualität, statt sie zu verbessern. Man hat die Wahl zwischen einem verwaschenen, aber störungsfreien Bild und einer scharfen, aber verrauschten Version.
Ausgabemedium beachten
Eine andere Frage ist, ob die hohe Auflösung überhaupt benötigt wird. Beim Posten der Bilder in sozialen Medien oder in Blogbeiträgen ist eine große Datei nicht nur überflüssig, weil Bildschirme von Mobilgeräten mit geringen Auflösungen arbeiten, sondern sogar schädlich, weil die Datenmengen lange Ladezeiten erfordern und das meist begrenzte Datenvolumen in Mobiltarifen unnötig strapazieren. Aber selbst für hochwertige Belichtungen aus dem Fotolabor reichen relativ kleine Dateien. Die Druckauflösung beträgt üblicherweise 300 dpi (dots per inch), das sind umgerechnet knapp 120 Punkte pro Zentimeter. Für Postkartengröße reichen demnach schon zwei Megapixel, und aus zehn Megapixeln lässt sich wegen des größeren Betrachtungsabstands schon ein richtig großes Poster drucken. Höhere Auflösungen sind dagegen sinnvoll, wenn Bildausschnitte verwendet werden sollen.